Nachtrag: Sarah in Horn-Lehe aus Ihrer Sicht.

Veröffentlicht am 08.04.2016 in Ortsverein

Quer durch Horn-Lehe geht es während des Stadtteiltags für mich: das Johanniterhaus Bremen, die Freiwillige Feuerwehr Lehesterdeich, die Kita Luisenthal, das Freizi Horn-Lehe und die Unterkunft Bunte Eiche, in der unbegleitete Flüchtlinge leben, will ich erkunden. Nach einem Willkommensgespräch mit Ortsamtsleiterin Inga Köstner, schlage ich den Weg zum Johanniterhaus Bremen ein. Fußläufig vom Ortsamt ist die moderne und offene Wohnanlage für Senioren mit dem angegliederten Begegnungszentrum ein wahrer Kulturtreffpunkt für alle Generationen. „Unser Motto lautet Gemeinschaft für alle. Neulich gab es ein Konzert, das von 160 Menschen aus dem Haus und der Umgebung besucht wurde, da mussten wir nach Stühlen suchen“, erzählt die Einrichtungsleiterin Claudia Kewitz-Schubert. Sie freut sich, dass die Angebote des Begegnungszentrums gut angenommen werden. Vor allem 50 Freiwillige sind dafür verantwortlich.

Ich erfuhr, dass mehr und mehr sehr alte und pflegebedürftige Menschen in die Einrichtung ziehen. Die Zahl der Hundertjährigen steigt kontinuierlich. Das stellt das Pflegepersonal vor Herausforderungen. Mir wurde wieder bewusst, wie wichtig das Zukunftsthema Älterwerden ist. Noch lange hätte ich mich mit der Einrichtungsleiterin und den Ehrenamtlichen austauschen können. Wie sagte Claudia Kewitz-Schubert: „Es bleibt spannend in der Pflege, beispielsweise wenn das Pflegestärkungsgesetz kommt.“

 

Über fehlenden Nachwuchs kann sich Heiko Lürßen von der Freiwilligen Feuerwehr Lehesterdeich nicht beklagen. Seine Wehr ist mit 46 Männern und Frauen gut bestückt, Junge rücken regelmäßig nach: Wer einmal mit anpackt, bleibt Kamerad. Es brennt woanders: Die Kameraden warten auf den Umzug ins neue Gebäude. „Eigentlich soll im Juni Eröffnung sein, aber es gibt keine Planungssicherheit“, sagt der Wehrführer. Viele Jahre dauerte es, bis der Zuschlag für das Grundstück kam. In dem alten Flachbau aus dem Jahr 1976 harren die Feuerwehrleute trotz Kälte aus, Umkleidekabinen für die Frauen gibt es dort nicht. Nach der Leistung seiner Truppe gefragt, erklärt mir Lürßen stolz: „Wir rücken in sechs Minuten nach Schwachhausen aus.“ Obwohl die Helfer schnell sind, kann ich verstehen, dass sie sich einen weiteren Standort der Berufsfeuerwehr wünschen, damit die Zielzeiten auch in angrenzenden Gebieten erreicht werden.

 

Von den mutigen Helden geht es zu den Kleinsten im Stadtteil. In der Kita Luisenthal der Evangelischen Gemeinde Horn wird noch fröhlich getobt. Auf dem bunten Spielplatz inmitten eines grünen Parks vergessen die Kleinen leicht die Zeit. Leiterin Ulrike Teschner lässt die Uhr nicht aus dem Blick, aus einem anderen Grund: „Ab Mitte April erwarten wir zehn Krippenkinder, bis dahin muss alles fertig sein.“ Im Anbau wird gefliest und gewerkelt. „Es werden die ersten Krippenkinder neben unseren Kita-Kindern sein. Der Bedarf ist da“, begründet sie den Ausbau der Einrichtung. Für diesen rückt die Kirchengemeinde etwas zusammen. Im Gemeindesaal ist das Kinderrestaurant und im Saal eine weitere Gruppe untergebracht. Ich weiß, vor welchen Herausforderungen die Erzieherinnen stehen, in den nächsten Jahren werden zusätzlich Plätze für Geflüchtete gebraucht. Ich nehme mit nach Berlin, mich verstärkt für die Kinderbetreuung einzusetzen. Wir brauchen einen angemessenen Erzieher-Personal-Schlüssel, um Bildungs- und Integrationsziele zu erreichen. Der Bund muss stärker in die Pflicht genommen werden und Kosten für die Integration übernehmen. Das ist gut investiertes Geld für die Zukunft.

Vor der Mammutaufgabe Integration steht auch Eva Bärwolf, Leiterin vom Jugendhaus in Horn-Lehe. Bevor sie mich durch die Räume führt und die Schäden des erst zehn Jahre alten Hauses zeigt, erläutert Matthias Spöttel, Geschäftsführer des Trägers Alten Eichen, welchen Balanceakt das Duo leistet: Bei kontinuierlich sinkenden Mitteln für die Kinder- und Jugendförderung betreuen sie eine immer größere Klientel. „Mit drei Teilzeitkräften stemmen wir einen Ansturm von bis zu 50 Jugendlichen pro Tag. Bis vor Kurzem war die benachbarte Turnhalle mit 85 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen belegt. Die suchten auch Beschäftigung“, sagt Eva Bärwolf. Ans Verschnaufen ist nicht zu denken: „Wir müssen die Aufgabe der Integration ernst nehmen, wir als Sozialpädagogen stehen vor vollkommen neuen Arbeitsbereichen. Ohne zusätzliches Geld ist das nicht zu schaffen, wir brauchen Sprach- und Kulturvermittler. Es lohnt sich, wenn man von Anfang an begleitend tätig wird“, meint Matthias Spöttel. Er stößt auf offene Ohren bei mir. Es gilt, die Menschen jetzt zu integrieren, vom Jugendalter an, selbst wenn einige in fünf Jahren in ihre Heimatländer zurückgehen, nehmen sie durch diese Maßnahmen wertvolle Tipps fürs Leben mit. Nachdem wir bei der Unterbringung halbwegs auf dem Weg sind, muss der Bund jetzt Geld für Integrationsmaßnahmen bereitstellen.

 

Wie die Unterbringung von Flüchtlingen konkret in Horn-Lehe funktioniert, zeigt mir Matthias Spöttel in einem ehemaligen Hotel. Aus der Deutschen Eiche wurde im November 2015 die Bunte Eiche. 39 Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren versuchen dort, Fuß in Bremen zu fassen. „Von den 39 Jungs haben zehn einen Schulplatz, dieser Schnitt ist dramatisch“, beschreibt Carsten Flömer vom Deutschen Roten Kreuz – einem von vier Trägern – die Situation. „Fachkräfte fehlen ebenfalls. Wir sind gezwungen, neue Wege zu gehen und auch Menschen einzustellen, die nicht über die passgenaue Qualifikation verfügen, aber dafür wertvolles Wissen auf anderen Gebieten mitbringen, beispielsweise Sprachkompetenz“, ergänzt Friedhelm Stock von der JUS (Jugendhilfe und Soziale Arbeit). So ist Jamal Maati kein ausgebildeter Sozialpädagoge, aber trotzdem ein wichtiges Mitglied im Betreuungsteam der Bunten Eiche. „Ich habe zwar Wirtschaft studiert, aber ich bin mit Herz und Seele dabei.“ Herzblut braucht es, denn eine angemessene Bezahlung ist im sozialen Bereich selten der Fall. Mir ist sofort bewusst, dass diese Menschen über das übliche Maß hinaus engagiert sind, das muss sich auszahlen. Ich habe höchsten Respekt vor den Menschen, die mit Jugendlichen arbeiten, egal, ob es unbegleitete Flüchtlinge oder Teenager aus Bremen sind. Trotz schwieriger Umstände suchen die Betreuer lebenspraktische Wege, um den jungen Menschen Strukturen zu vermitteln.

 

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Uns hat es Spaß gemacht

Uns hat es viel Spaß gemacht mit Sarah durch den schönen Stadtteil Horn-Lehe zu "ziehen". Wir hoffen, dass Sarah sich gut betreut gefühlt hat und viele Eindrücke mitnehmen konnte.

Autor: Tom, Datum: 08.04.2016, 18:29 Uhr


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