500 Jahre Reformation - und weiter?

Veröffentlicht am 26.10.2017 in Ortsverein

Glaubensreform und Politik – was würde Luther heute wählen?

 

„Wichtiger, als die Antwort auf diese Frage ist, was wir daraus machen“, so Jens Böhrnsen, Botschafter für das Reformationsjubiläum und weiter: „Man braucht eine Orientierung, einen Kompass für das Leben, aber auch für die Politik.“ Im Namen des SPD-Unterbezirks Bremen Stadt und des Arbeitskreises Christinnen und Christen lud Catharina Hanke am Mittwochabend zur Podiumsdiskussion im Jubiläumsjahr der Reformation in das Gemeindezentrum der Evangelischen Kirchengemeinde Horn ein.

 

Freundlich unterstützt wurde der Abend von den drei SPD Ortsvereinen im Nordosten: Horn-Lehesterdeich, Borgfeld und Oberneuland.

 

Das Podium war hochkarätig besetzt: Jens Böhrnsen, Botschafter für das Reformationsjubiläum, Monsignore Reinhard Molitor, Kolping-Diözesanpräses und Domkapitular, sowie Heike Wegener, Pastorin der Evangelischen Kirchengemeinde Horn. Für eine besondere musikalische Untermalung sorgte Johannes Dehning am Flügel mit Musikstücken von Mozart und Bach.

 

Ganz im Sinne des Veranstaltungstitels wurden die Fragen erörtert, die sich mit den Auswirkungen der Reformation auf unsere Zeit beschäftigen. Für Jens Böhrnsen sind die Gesichtspunkte: Menschenrechte, Menschenwürde, Aufklärung und Gewissens- entscheidungen maßgeblich auf Luthers Reformation zurückzuführen. „Besonders Freiheit, aber Freiheit mit Verantwortung und die Überzeugung, dass alle Menschen gleich sind, haben ihren Ursprung in der Reformation“, so Jens Böhrnsen und weiter: „Deshalb ist die Reformationsbewegung viel mehr als ein historisches Ereignis.“ Für Pastorin Heike Wegener war Luther ein sehr enger Mensch, der von extrem vielen Ängsten geprägt war. Wie konnte er seine Angst überwinden? „Er hat in der Bibel die Überzeugung entdeckt und das Bewusstsein Gott liebt mich!“, so die Pastorin. Besonders wichtig ist ihr auch, dass Luther-Jahr nicht ausgrenzend wirkt und es ökumenisch begangen wird. „Luther hat auch die katholische Kirche verändert und die römische Prägung stark beeinflusst“, so Monsignore Molitor und weiter: „wir beschäftigen uns sehr stark damit, da der Blick auf Luther auch seitens der katholischen Kirche ein anderer ist.“ Molitor: „Wir müssen Luther mitfeiern und sind froh, dass der Ökumenische Schulterschluss gelungen ist.“ Alle drei auf dem Podium waren sich einig, dass Luther nicht nur ein theologisch geprägter Mensch war, sondern auch, bei aller Raubeinigkeit, extrem einfühlsam, poesievoll und musikalisch. „Darüber hinaus halte ich ihn für einen begnadeten Politiker, auch wenn er das eigentlich nicht wollte“, so Jens Böhrnsen, „und Toleranz ein Fremdwort für ihn war“. Ein wichtiger Punkt für die Kirche heute, ist für Heike Wegener, die Feststellung, dass Kirche keine festgesetzte Größe in unserer Zeit ist. Die Kirche muss sich immer wieder reformieren und Luther hat aufgezeigt, dass Kirche immer auf dem Weg ist. Auch Monsignore Molitor blickt mit einer gewissen Dankbarkeit auf das Leben Luthers: „Er hat uns weh und gut getan – Er ist vom Ketzer zum Zeugen des Glaubens geworden“. Die abschließende Frage aus dem Publikum, ob Luther uns auf die großen Fragen, wie soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz und Flüchtlingsströme eine Antwort geben kann, hat Jens Böhrnsen mit einem Zitat von Willy Brandt beantwortet: „Jede Zeit braucht ihre eigenen Antworten. Luther hat dort sicherlich keine, aber wir können aus den ethischen Prinzipien viel lernen.“

 

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