Wenn der Spaziergang zum Hürdenlauf wird

Veröffentlicht am 09.11.2011 in Presse

Ortsbegehung mit Beiratsmitgliedern offenbart Barrieren, Mobilitätsbehinderungen und Unfallgefahren für Senioren in Horn-Lehe

HORN-LEHE. Acht Seniorenheime gibt es in Horn-Lehe, und oft liegen sie unweit eines Supermarktes. Doch für viele ältere Bremer werden selbst die
kürzesten Wege zum Hindernislauf, denn Stolpersteine und schmale Bür-gersteige erschweren ihnen den ohnehin schweren Gang durch den Stadtteil. Gestern haben sich die Ortspolitiker ein Bild von den gefährlichsten Stellen gemacht.

Es ist ein alltägliches Bild in Horn-Lehe und es scheint, als hätten die Senioren im Alter vergessen, was schon zu Kinderzeiten gelehrt wurde: Sie laufen auf der Straße, überqueren sie, ohne die Ampeln in Anspruch zu nehmen, meiden die Gehwege. Warum? „Weil sie keine andere Möglichkeit haben“, meint Catharina Hanke (SPD), Sprecherin des Beirates Horn-Lehe, des Stadtteils, in dem 7000 der 24600 Einwohner über 70 Jahre alt sind. Hanke hat sich am Dienstag über die Hindernisse im Alltag aufklären lassen – und ist dabei über viele Gefahrenquellen gestolpert.
Neben den vielen unebenen Gehwegen, die gerade im Herbst – durch das Laub verdeckt – zur versteckten Gefahr werden, hat sie dabei vor allem
einen Wunsch: „Wir brauchen eine Bedarfsampel an der Leher Heerstraße“, sagt sie. Dort, direkt hinter der Unterführung, wo zwei Supermärkte liegen, überqueren Radfahrer, Kinder und Senioren die Straße in oftmals gefährlichen Situationen: Zwischen den parkenden Autos in der dunklen Unterführung sind sie für Autofahrer nur schwer zu erkennen.
„Mir rutscht jedes Mal das Herz in die Hose, wenn ich das sehe“, sagt Walter Kuhlmann. Er selbst ist 81 Jahre alt und pensionierter Arzt. „Da sieht man das aus einem ganz anderen Blickwinkel – weil man weiß, was alles passieren kann.“ Doch erhöhte Unfallgefahr besteht auch an vielen anderen Stellen: In der Brucknerstraße, die direkt zum Altenheim führt, fallen die Gehwege zur Straße ab und sind viel zu schmal, um sie mit einem Rollator zu nutzen. Auch Am Brahmkamp weichen die Fußgänger auf die Straße aus, wie Anwohner Horst Werner Meinken täglich beobachtet. „Das ist unverantwortlich und liegt an den Autos, die aufgesetzt parken“, sagt er. Die Orte, an denen Verbesserungsbedarf besteht, werden demnächst im Beirat besprochen. Ob und wann sich etwas ändert, ist noch unklar. Und bis dahin sieht Horn-Lehe angesichts der Barrierefreiheit im Stadtteil ganz schön alt aus.

 

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