Quo vadis, Türkei?

Veröffentlicht am 09.06.2013 in Überregional

Straßenschlachten zwischen Demonstranten und der türkischen Polizei in Istanbul. Proteste inzwischen auch in Ankara und Izmir. Appelle von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan zeigen keine Wirkung.

Auslöser der Proteste ist die Ankündigung Erdogans den Gezi-Park am Taksim-Platz zu bebauen. Seitdem weiteten sich die Proteste auf das ganze Land aus und wandten sich zunehmend gegen Erdogan, dem die Demonstranten einen autoritären Regierungsstil vorwerfen. Der türkischen Ärztevereinigung zufolge wurden bei den Protesten drei Menschen getötet und fast 4800 weitere verletzt.

Im Istanbuler Arbeiterviertel Gazi setzte die Polizei Tränengas und Wasserwerfer gegen die Demonstranten ein. Selbst die Anhänger der drei großen rivalisierenden Fußballclubs, Besiktas, Fenerbahce und Galatasaray kamen zu Kundgebungen zusammen und marschierten Arm in Arm über den Taksim-Platz. Die Fans forderten Erdogans Rücktritt.

Inzwischen gibt es auch in der Hauptstadt Ankara Proteste von Demonstranten, die die Polizei mit Wasserwerfern und Tränengas auseinander trieb, als die sich auf dem Kizilay-Platz versammelt hatten. Sie blockierten den Verkehr und wollten zunächst nicht weichen. Mehrere Menschen wurden Fernsehberichten zufolge verletzt.

Bei genauerem Hinsehen, kann man jetzt aber feststellen, dass es nicht mehr allein nur um die umstrittene Bebauung geht. Erdogan mischt sich mehr und mehr in das Leben seiner "Untertanen" ein. Da geht es um mindestens 3 Kinder pro Familie, um ein Abtreibungsverbot oder eingeschränkten Alkoholausschank. Inzwischen hat die liberal aufgeklärte Hälfte zunehmend Angst vor dem politisch eingeschlagenen Weg Erdogans, der die Türkei zunehmend islamisieren will.

Jetzt stellt sich die Frage, wohin geht der Weg der Türkei? Wieweit wird die EU endlich Einfluß nehmen? Schließlich ist ja die Türkei auch als EU-Beitrittskandidat diskutiert worden.

Die aktuelle Lage vor Ort bestürzt mich persönlich sehr, da ich beruflich jeden Monat mindestens eine Woche in der Türkei in verschiedenen Städten, wie z.B. Istanbul, Ankara oder Izmir bin und ich hoffe, daß die EU endlich ihre politischen Möglichkeiten wahrnimmt, um die Situation zu verbessern.

Wir dürfen auch nicht vergessen, dass die geographische Lage mit Syrien als direktem Nachbarn, sowie Israel und dem Libanon eine Basis für eine weitere Eskalation der ganzen Region sein könnte. Man kann nur hoffen, dass der richtige Zeitpunkt nicht schon verpasst wurde!

Das Thema der aktuellen Lage in der Türkei ist uns im Vorstand des Ortsverein ebenfalls sehr wichtig. Deshalb werden wir dies Thema, wie auf der vorletzten OV-Sitzung angekündigt, als Punkt mit auf die Tagesordnung der nächsten OV-Sitzung am Montag, den 12.08.2013 nehmen. Dazu kann uns Gunther Hilliges sicherlich einiges berichten und zur Diskussion stellen.

Tom

 

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